Aufregender Sommer – Wolken über Langeoog!

Ich liebe die Nordsee und besonders Ostfriesland! Mein Mann zum Glück auch. Nicht zu letzt wegen der Tide. Von diesem Kommen und Gehen des Wassers bin ich jedes Mal auf’s Neue fasziniert. Ich mag dieses flache grüne Land, den Deich, die salzige Luft, die Menschen mit ihrer ostfriesischen Gemütlichkeit und ganz besonders ihren Tee. Nur den Wind, den mag ich nicht so sehr, aber der gehört zum Meer und darum ist es ok.

Nach dem Motto „Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr“ verzichteten wir diesen Sommer auf das Mittelmeer und entschieden uns für zwei Wochen Nordsee, selbst auf die Gefahr hin, dass das Wetter möglicherweise, sich nicht von der gewünschten Seite zeigen würde. Wir versuchten uns auf jedes Wetter einzustellen, aber insgeheim hofften wir doch auf sonniges Badewetter. Als wir losfuhren war es auch so und als wir auf Langeoog ankamen, strahlte die Sonne von einem blauen wolkenlosen Himmel. Das ließ hoffen. Wir beeilten uns, zum Strand zu kommen. Gemütlich im Strandkorb von der Sonne gewärmt zu werden, das ewige Rauschen des Wassers und die Schreie der Möwen im Ohr – wer würde da nicht auf der Stelle ankommen?! Und am Abend wurden wir mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang beschenkt und meine Freude war grenzenlos.

Am nächsten Tag schien immer noch die Sonne, aber es war etwas kühler geworden und eine steife Brise wehte, unser eins sagt dazu ja schon Sturm. Aber in Ostfriesland und auf Langeoog juckt das keinen. Hautsache du hast eine Mütze. Die Mode auf Langeoog ist ja durchaus eigenwillig. Egal welches Wetter, kurze Hose und Flipflops gehen immer. Wie gesagt, Hauptsache Mütze und Schal, na gut Stirnband geht auch, und eine wind- und regendichte Jacke. Was habe ich mich geärgert das ich keine Mütze mit hatte! Aber ich hatte ja auch auf 25 bis 30 Grad gehofft. Wobei, Mütze geht eigentlich immer.

Es wehte also ein kräftiger Wind, aber die Sonne schien, und wir mieteten uns einen Strandkorb. In selbigen flehtzten wir uns hinein, ließen uns kräftig den Sand um die Ohren fegen und chilten unser Leben. Irgendwann bekamen wir Hunger und ließen uns von dem Strom der Hungrigen mitreißen. Ganz Langeoog hatten sich, so kam es mir vor, ausgerechnet hier zum Essen versammelt. Zwischen Kindern, Enten und anderen Leuten warteten wir dann geduldig auf unsere Bestellung. Kennt ihr das, wenn man sein Getränk schon bekommen hat und das Essen erst gefühlt Stunden später kommt? Vor lauter Hunger und Warterei nippt man schon dauernd an seinem Glas und wenn man dann endlich was zu essen kriegt, würgt man es mit Spucke runter! 🙂

Am dritten Tag war’s dann mit der Sonne und dem schönem Wetter erstmal vorbei. Man sagt ja, schlechtes Wetter gibt es nicht, nur falsche Kleidung. Und doch wollen die meisten von uns Sonne und Wärme, besonders im Urlaub. Aber warum eigentlich? Ich habe mir diese Frage ernsthaft gestellt. Wenn ich mich warm anziehen kann, satt bin und Zeit zur Muße habe, warum kann ich dann nicht einfach meinen Urlaub genießen? Warum ist mein Urlaub erst dann perfekt, wenn die Sonne scheint?

Um das heraus zu finden hatte ich genug Zeit! Für die nächsten Tage sollte sich die Sonne selten bis gar nicht zeigen. Manchmal zeigte sie sich ganz unverhofft, sodass wir regelrecht überrascht waren und manchmal zweifelte ich daran, ob ich sie auf Langeoog überhaupt noch zu Gesicht bekommen würde. Immer, wenn meine Stimmung zu kippen drohte, schnappte ich mir meinen Mann und wir liefen stundenlang am Strand entlang. Das tat so gut und wirkte wahre Wunder. Und vielleicht war es gerade dem Wetter zu verdanken, dass ganze Strandabschnitte menschenleer waren. Man konnte durchaus sein ungestörtes Plätzen finden – weiter nichts als nur Sand, Wasser, Wind und Möwen.

Jeden Tag nahmen wir uns eine andere Strecke vor: mal nach Osten, mal nach Westen, mal zu Fuß, mal mit dem Fahrrad, mal den Höhenweg und mal unten am Strand direkt am Wasser. An manchen Tagen viel es mir leicht, gut gelaunt zu sein, an manch einem Tag erforderte es Willenskraft, sich für die Freude zu entscheiden. Und ich habe für Freude betet! Es wäre nicht richtig, es zu verschweigen, denn dann würde der Eindruck entstehen, ich hätte es allein durch meine Willenskraft geschafft. Aber das stimmt nicht. Jeden Tag habe ich Gott im Gebet gesagt, dass ich mich gegen meine schlechte Laune und für die Freude entscheide, und Ihn um Hilfe beim Umsetzen meiner Entscheidung gebeten. Und ich bin der Meinung, dass beides nötig ist – Gottes Hilfe und mein Wille. Gott wird nicht tun, was ich tun kann und ich kann nicht tun, was nur Gott kann. So war jeder Tag für mich eine neue Herausforderung.

Was ist nun das Fazit von diesem Sommerurlaub? Zunächst: Langeoog ist eine wunderschöne Insel, unabhängig vom Wetter. Die Natur und die Landschaft sind ganz außergewöhnlich, so wie sie nur auf den Nordseeinseln ist. Man kann sie nicht mit dem Festland vergleichen. Während das Festland ganz flach ist und man den Sonntagsbesuch schon am Donnerstag kommen sieht, ist Langeoog von den vielen Sanddünen zerklüftet und man weiß nicht, was hinter der nächsten Biegung ist. Langeoog hat ein Wäldchen, einen Süßwassersee und einen eigenen Berg. Immerhin ist die Meklhörndüne 20 Meter hoch und somit die höchste Erhebung auf Langeoog! Von dort oben hat man eine wundervolle Aussicht! Auf Langeoog kann man wunderbar Backfisch essen. Wir haben ihn an drei oder vier Stellen probiert, den allerbesten gab es bei „Fischhus & Bratwurst“. Außerdem gibt es eine Kaffeerösterei und eine EiZ-Manufaktur. Ein lohnenswertes Ausflugsziel ist die Meierei, wobei man von der Meierei selber nichts sieht, aber die Dickmilch ist sehr köstlich.

Auf Langeoog habe ich eine Menge über mich selbst erfahren. Dass man für Erholung und Entspannung, nicht unbedingt „schönes“ Wetter braucht, ja, dass man bei „schlechtem“ Wetter vielleicht sogar sich mehr erholt als bei „schönem“. Von Natur bin ich so, dass ich bei „schönem“ Wetter  Angst habe etwas zu verpassen: ich muss das schöne Wetter genießen und dafür gibt es so viele Möglichkeiten. Diese Angst wurde mir genommen.

 Verabschiedet wurden wir dann wieder mit viel Sonnenschein, als ob wir versöhnlich gestimmt werden sollten. Dabei war es gar nicht nötig, uns versöhnlich zu stimmen, meine ich. Denn in einer Sache sind wir uns einig – wir kommen wieder!

Bis bald, Anna

PS: Die Bilder sprechen für sich!

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